In der Akademie in der mein Freund Jochen (Name natürlich geändert) und Ich seinerzeit studierten, fand einmal ein Bandcasting statt. Sänger_innen und Instrumentalisten_innen waren eingeladen zum Vorspiel zu kommen und ihr Können zu zeigen, damit die Jury unter ihnen die Besten auswählen und eine stimmige Band formieren konnte.

Ich beworb mich ebenso wie mein Freund Jochen, der sich seiner Sache recht sicher war. Immerhin spielte er schon seit über zehn Jahren Gitarre, hatte immer gut geübt und war echt ein Tier am Instrument.

Er war bewandert in Theorie, hatte ein großes Repertoire und spielte die kompliziertesten und schnellsten Sachen sauber und lupenrein. Wir spielten zusammen in einer Progressive Rock Band und seine Vorbilder waren John Petrucci und Joe Satriani und einige Cover hatte er schon drauf.

Kurzum, es war eigentlich keine Frage, dass er in dieser Band aufgenommen werden würde. Das Vorspiel war eigentlich nur Formsache.

Was tatsächlich bei diesem Vorspiel passierte war allerdings ein Totalausfall.

Nicht dass er schlecht spielte, nein er war garnicht da! Er kam über 15 Minuten zu spät, weil er seine Bahn verpasst hat. Ok, sowas kann schonmal vorkommen. Nicht der beste erste Eindruck aber na gut.

Weil er aber gerade erst reingestürmt war, war seine Gitarre nicht gestimmt. Das ist normalerweise kein Problem, da jeder anständige Gitarrist (und Bassist!) ja ein Stimmgerät dabei hat!

Das musste er sich allerdings erstmal leihen, weil er seins zuhause vergessen hatte. Genau wie sein Kabel und seinen Gurt. Nichtmal ein Plektrum hatte er dabei!

Das sind alles Sachen die im Einzelnen mal vorkommen können, aber seine geballte Unvorbereitetheit (ich erfinde das Wort jetzt einfach mal) hat die Jury davon überzeugt, dass er, egal wie er spielt, auf keinen Fall in die Band kommt. Man hat ihn aus reiner Höflichkeit noch vorspielen lassen und sich dann nie mehr bei ihm gemeldet. Er hat nie mehr ein Wort über die Sache verloren und Ich und der Rest unserer Progband haben uns weggeschmissen vor Lachen.

Ob er etwas aus der Geschichte gelernt hat weiß ich nicht, ich aber habe gelernt, dass es wichtig ist gut vorbereitet zu sein. Schließlich möchte ich dass meine Fähigkeiten am instrument nicht durch Unpünktlichkeit oder Unzuverlässigkeit überlagert werden.

Klar, die Musik muss mir Spaß machen aber wenn ich bei jemandem Mehraufwand verursache, dadurch dass ich meine eigenen Angelegenheiten nicht hinbekomme, dann geht ihm wiederum der Spaß mit mir abhanden und er wird sich das nächste mal zweimal überlegen ob er mich nochmal anruft.

Logisch, wenn ich einen Handwerker rufe und er erstmal zu spät kommt und ich ihm dann noch Werkzeug und Leiter zur Verfügung stellen muss, melde ich mich doch das nächste mal lieber bei dem, von dem ich weiß, dass er pünktlich und zuverlässig ist.

Als Bassist*in (oder was auch immer für ein*e Musiker*in) sieht es da garnicht groß anders aus.

Du musst du sicherstellen, dass du einsatzbereit bist, wenn dein Tun gefragt ist. Das heißt: Du brauchst deinen Bass, der muss funktionieren und gestimmt sein und an den Bassamp angeschlossen werden, sodass da auch was rauskommt.

Das klingt soweit nicht besonders kompliziert, erfordert aber eine Reihe an Voraussetzungen, die gegeben sein müssen.

Stichwort „gestimmt“

Du musst ein anständiges Stimmgerät besitzen und es immer da haben wo auch dein Bass ist. Es muss nicht 100 € kosten, auf jeden Fall aber mehr als 6,99 € bei Th****n.

Du kannst entscheiden, ob es ein Simples zum einstöpseln ist, ein beleuchteter Bodentreter oder eins zum Anklemmen für die Kopfplatte.

Es gibt auch Stimmapps fürs Smartphone. Das geht zur Not auch, besser ist aber ein eigenes Gerät.

Einen breiten Gurt

Es sei denn, du willst beim Gig gerne im Sitzen spielen. Das dürfte je nach Genre eher komisch rüberkommen oder hast du schonmal einen Metallbassisten sitzen sehen ;-)?

Breit deshalb, weil Bässe meist schwerer als Gitarren sind und du Schulter und Rücken schonst, wenn sich das Gewicht besser verteilt.

Ein funktionierendes Kabel

Probier es vorher aus. Wenn es Zicken macht (und sei es auch nur einmal kurz), tausch es aus. Du kannst es als potentielle Fehlerquelle nicht gebrauchen und hast bei der Probe/Konzert echt anderes zu tun als dich über ein Kabel mit Wackelkontakt zu ärgern (das kann wirklich voll nerven!).

Es schadet auch nicht, noch ein Ersatzkabel dabei zu haben, vielleicht hilfst du damit sogar mal jemand anders aus der Patsche.

Spielst du mit Plektrum?

Dann hab Eins dabei. Die Frage „hat einer n Plek?“ ist in vielen Bands durchaus akzeptabel, tut aber spätestens ab semiprofessionellem Level in den Ohren weh.

Ich selbst benutze Pleks eher selten, hab aber immer ein Döschen mit einer kleinen Auswahl dabei.

Was zum Schreiben

kannst du permanent im Gigbag lagern. Immer wieder wird es vorkommen, dass du dir auf der Probe oder beim Unterricht was aufschreiben willst (oder zumindest solltest), dann ist es wirklich praktisch wenn du dir ein kleines Büchlein besorgt hast. „Hat einer was zum Schreiben?“ „Ja, ich“ „Geil!“

​Wasser und ggf. Essen

So bist du bereit loszulegen ohne dir Gedanken um die gastronomische Infrastruktur um den Proberaum zu machen. Komm satt und hab Wasser dabei. Wenn du weißt, dass es länger wird, nimm auch was zu Essen mit.

Wenn es was anderes als Kohl mit Knoblauch und Bohnen ist, wird es dir jeder danken, der mit dir im engen Proberaum sitzen muss.

Ein Satz Ersatzsaiten

Wenn dir (was nicht oft passiert, aber definitiv passieren kann) eine Saite reißt und du Ersatz hast, kannst du evtl. gleich nach Hause fahren.

Bei der G-Saite ist das, je nachdem was du so spielst nicht unbedingt sooo wild, wenn es aber die E-Saite erwischt, ist für dich die Probe womöglich gelaufen.

Werkzeug

Wenn mal was am Bass gebastelt werden muss. Ein Saiten-/Seitenschneider zum Abknippsen der Saiten zum Beispiel. Aber auch ein Schraubenzieher ist sinnvoll für die Schrauben an deinem Bass. Schau mal welche Schrauben da so dran sind und pack entsprechend ein.

Ich brauche zum Beispiel einen mittelgroßen Kreuzschlitz für die Gurtpins und das Pickguard, einen kleinen Imbus (die Größe weiß ich jetzt grad nicht) für die Schräubchen am Saitenreiter, der die Saitenhöhe einstellt und einen Schraubenschlüssel (15er?) für die security locks am Gurt.

Vielleicht ist da ein Multitool sinnvoll für dich.

Ersatzbatterien

für Stimmgerät, Bodentreter, ggf. den aktiven Bass sind ein Muss. Solange die Dinger funktionieren, ist alles super aber irgendwann sind sie eben leer. Und das ist echt doof, wenn man grad auf der Bühne steht oder mitten bei der Probe ist und keinen Ersatz hat.

Adapter etc.

In meinem Döschen mit den Pleks habe ich auch ein paar Adapter, Stecker und was man immer mal wieder an Kleinteilen braucht.

Klinke klein auf groß und groß auf klein habe ich schon oft gebraucht. Die wiegen nicht viel, nehmen kaum Platz weg und können sich als sehr nützlich erweisen.

Gaffatape

ist manchmal praktisch aber kein Muss. Auf Konzerten aber auch im Proberaum ist es immer wieder sinnvoll. Man kann damit seine Kabel sichern, die auf dem Boden liegen, die Setlist festkleben oder auch mal kleine Notfallreparaturen am Bass oder am Amp durchführen.

Das klingt vielleicht viel, ich habe davon aber tatsächlich alles schon gebraucht.

Ärger über das kaputte Kabel, Rauschgeräusch, weil die Batterie vom Aktivbass leer war, unbequeme Sitzposition, weil ich keinen Gurt hatte, Notfallreparaturen an meinen security locks auf der Bühne, nagenden Hunger während der Probe und kein Laden in der Umgebung, Pickguard mit einem Schmiermesser aufschrauben und Elektrik mit Tesa fixen, nicht aufnehmen können, weil ein Adapter fehlt und und und… Alles schon gehabt.

Nochmal in Kurzform:

  • Stimmgerät
  • ​Gurt
  • Kabel
  • Plektrum
  • was zum Schreiben
  • Wasser und Essen
  • Ersatzsaiten
  • ​Werkzeug
  • ​Batterien
  • ​Adapter
  • Gaffatape

Tu dir selbst einen Gefallen, komm vorbereitet und pack dein Gigbag vernünftig. Es ist wirklich ein ungeheuer angenehmes Gefühl immer derjenige zu sein, der alles hat was er braucht und auch Anderen bei Problemen aushelfen kann. Darüber hinaus machst du dir einen guten Ruf als vorbereitet, einsatzbereit und krisenfest und wirst zurückgerufen.

Einfach machen,