Letzte Woche habe ich dir eine Möglichkeit gezeigt, mit der du regelmäßig produktiv üben kannst. Auch wenn du wenig Zeit hast und dir nach der Arbeit die Energie fehlt. Falls du den Artikel verpasst hast, kannst du ihn hier nochmal nachlesen.
Das Feedback, das ich dazu bekommen hab, war super! Viele kannten das Prinzip schon und haben es längst in ihr Leben implementiert, wieder andere haben sich ihren Alltag dermaßen vollgeknallt, dass für das Üben tatsächlich keine Zeit „übrig“ bleibt. Da liegen die Prioritäten einfach anders, was auch vollkommen in Ordnung ist.
Heute will ich auf eine Aussage eingehen, die ich im Feedback, aber auch schon von vielen Schülern gehört habe:
„Ich weiß nicht was ich üben soll“
Vielen von uns fehlt gar nicht die Zeit. Wir könnten schon üben. Und die Stimme im Hinterkopf sagt auch, dass wir sollten. Dann setzen wir uns hin, nehmen den Bass auf den Schoß und üben…. was? Das ist der Moment, in dem die Frage aufkommt: „Was soll ich eigentlich üben?“ Wir dudeln irgendwas rum. Lieder, die wir schon können oder irgendwelche Tonleitern und Fingerübungen, um weinigstens irgendwas gemacht zu haben.
So richtig befriedigend ist das am Ende aber nicht. Und Spaß macht es auch nicht besonders.
Ich kenne die Situation selber zu Genüge und vielleicht erkennst du dich ja auch darin wieder.
Ich wusste immer dann nicht was ich üben sollte, wenn ich gerade keine konkrete Richtung hatte, die ich verfolgt habe. Orientierungslosigkeit beim Üben hatte ich immer dann, wenn ich gerade nicht wusste, wo es mit mir hingehen sollte. Ich hatte keine Band, für die ich üben musste, es gab grad keine neue, geile Technik, die ich unbedingt lernen wollte, ich hatte einfach kein Ziel.
Wen man kein Ziel hat, scheint das Üben absolut sinnlos.
Stell dir vor, du treibst auf dem Ozean, bei Windstille. Du hast die Orientierung verloren und keine Ahnung, wo es mit dir hingehen soll. In welche Richtung willst du rudern?
Wenn man es genau betrachtet, ist es total logisch. Warum um alles in der Welt sollst du üben, wenn du nicht weißt, wofür du es machst und was du genau willst?! Das schlägt sich auf die Motivation nieder und jede Übesession wird ein Kraftakt, für den du mehr und mehr Disziplin brauchst. Bis das Üben letztendlich irgendwann einschläft.
Wenn du in der Situation bist, brauchst du einen Weg um dein Ziel wiederzuentdecken oder dir ein Neues zu schaffen, damit du wieder Sinn in deinem Üben siehst. Aber wie tust du das?
1. Warum mache ich das eigentlich?
Es gab eine Zeit, in der du motiviert warst. Sonst hättest du niemals angefangen Bass zu spielen. Im Laufe der Zeit hat sich aber der Alltag eingeschlichen und deine ursprüngliche Begeisterung hat sich gelegt. Vielleicht hast du im Laufe der Zeit die Quelle deiner Motivation aus den Augen verloren. Das heißt aber nicht, dass sie weg ist. Du kannst sie dir wieder bewusst machen.
Versetze dich geistig zurück in die Zeit, als der Bass neu für dich war und du ihn gar nicht aus der Hand legen konntest. Mach dir ein klares Bild vor deinem inneren Auge.
- Warum hast du angefangen Bass zu spielen?
- Was hat dir das Spielen gegeben?
- Warum bist du Musiker geworden? Was ist so geil daran gewesen?
- Wie alt bist du gewesen und welche Gefühle hat das Spielen in dir hervorgerufen?
- Welche Gefühle kommen jetzt dabei auf, wo du daran denkst?
2. Was will ich überhaupt?
Wenn du dir die Fragen beantwortet und einen Zugang zu deinem alten „Musikerfeeling“ gefunden hast, weißt du den Grund, warum du angefangen hast, Bass zu spielen und auch dran geblieben bist. Jetzt stellt sich aber die Frage, was dir das Musikmachen jetzt bringt.
Was ist der Grund, dass du immer noch spielst und Lösungen für dein Üben suchst? Was ist der Grund, dass du den Bass nicht an den Nagel gehängt hast, obwohl du kein Ziel und keine Motivation hast?
Oder kurz: Was erhoffst du dir vom Bass spielen? Welchen Zweck befolgst du damit?
Um das deutlicher zu machen, hier ein paar Beispiele:
- Entspannung – Abschalten nach der Arbeit
- Spaß und Gemeinschaft – Treffen und Spielen mit Freunden im Proberaum
- Selbstverwirklichung – kreatives Ausleben am Instrument
- Stolz – Entwicklung der Fähigkeiten
- Finanzielle Sicherheit/Karriere – Geldverdienen mit der Musik
- Fame – Spielen mit einer geilen Band auf großen Bühnen
Warum ist das wichtig?
Wie du siehst, gibt es Unmengen unterschiedlicher Gründe Musik zu machen. Die, die ich angeführt habe, sind nur ein Bruchteil der Möglichkeiten. Was dein eigener Grund ist, kannst du nur selbst beantworten. Keiner der Gründe ist besser oder schlechter als der Andere. Jeder ist legitim, wenn er aus dir heraus kommt.
3. Wo will ich hin? Was ist mein Ziel?
Wenn du dir erst einmal klar gemacht hast, wofür du das Bass spielen überhaupt betreibst, liegt der dritte Schritt nah. Schaffe dir ein Ziel, basierend auf deinem Grund Bass zu spielen. Wie musst du vorgehen um dir dein Bedürfniss von Schritt 2 zu erfüllen?
Hier ein paar Beispiele:
- Entspannung – Besorge dir Musik von deinem absoluten Lieblingsmusiker und lerne sie mitzuspielen. Nimm Bassunterricht um schnell und frustfrei das Raushören zu lernen
- Spaß und Gemeinschaft – Such dir eine Hobbyband mit Leuten in deinem Alter, die die gleiche Richtung verfolgen, wie du
- Stolz – Nimm Unterricht bei den absoluten Megacracks auf deinem Gebiet und lerne die krassesten Techniken ever. Doublethump, 16tel Triolen mit vier Fingern auf 150bpm here I come!
- Selbstverwirklichung – Schreibe eigene Musik, alleine oder mit Band. Finde eine Möglichkeit, wie du sie vortragen kannst. Spiele Konzerte und/oder produziere eine CD
- Finanzielle Sicherheit/Karriere – Suche dir einen Profibassisten als Lehrer oder melde dich an einer Hochschule an und studiere dein Instrument
- Fame – Suche dir eine gleichgesinnte Band, die sich, mit dir, eurem musikalischen Erfolg verpflichtet. Schreibe Musik, lerne und kümmere dich um Promotion
Das alles sind nur Beispiele, in welche Richtung du gehen kannst. Wenn du noch andere Beweggründe und andere Ziele hast, super! Setze dir das Ziel, das du erreichen willst.
Wenn du dir erst einmal ein Ziel gesetzt hast und anfängst, deinen Weg zu gehen, wird deine Motivation zurück kommen. Du wirst wieder wissen, „was du üben sollst“. Tatsächlich wirst du dich fragen, wie du es jemals nicht wissen konntest.
Befolge diese drei Schritte um aus der „ich weiß nicht was ich üben soll“ Falle zu kommen:
- Erinnere dich zurück, warum du mit dem Bass spielen angefangen hast, was es dir zu der Zeit gegeben hat und welches Gefühl es in dir erzeugt hat.
- Fühle nach und überlege dir, was du dir jetzt vom Bass spielen erhoffst und welches Bedürfnis du dir damit erfüllen willst. Falls nötig kannst du dich an meinen Beispielen von oben orientieren.
- Setze dir ein Ziel, das zu DIR passt. Hier gibt es kein „one-size-fits-all“. Suche dir das aus, was für DICH richtig ist. Gehe sofort den ersten Schritt in die Richtung.
Falls du dir eine Band suchen willst, kannst du diesen Artikel dafür nutzen.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Weg.
Hey, aber ich will noch was von dir: Ich möchte gerne wissen, was dein persönliches Ziel ist. Lass es mich wissen, unten in den Kommentaren.
Das ist nicht nur beim Bass so. Bei Schlagzeug und Trompete gibt es ähnliche Situationen…
Schöne Grüße,
Frank Jones
Hi Frank,
Ja total. Viele meiner Artikel lassen sich fast 1:1 auf andere Instrumente ummünzen.