Vielleicht geht es dir da wie vielen anderen. Du übst zwar regelmäßig, velleicht sogar täglich, aber immer nur das, was dir gerade einfällt. Heute hast du Lust auf diesen bestimmten Song / dieses spezielle Riff, morgen ist es vielleicht eine Tonleiter oder eine Rhythmikübung, übermorgen kann es wieder was ganz anderes sein.
Du hast kein Konzept, keinen roten Faden und vor allem kannst du nicht nachverfolgen, wie dein Fortschritt sich entwickelt.
Heute will ich eine Art zu üben mit dir teilen, mit der du eben das ausgleichen kannst. Eine Methode, die dir ermöglicht konstant an mehreren Bereichen deines Spiels zu arbeiten, dich darin konsequent zu verbessern und diese Verbesserungen auch nachzuverfolgen.
Zugegeben, es ist womöglich eine Umgewöhnung für dich. Aber wenn du nicht bereit wärst, dein Üben zu verändern um es zu verbessern wärst du wohl nicht hier.
Wenn du nämlich immer das Gleiche tust, brauchst du auch keine Veränderung zu erwarten.
Führe ein Übetagebuch
Ja genau, ein Übetagebuch. Was das ist? Es ist ein kleines Büchlein, dass du wie ein Protokollheft benutzt. Hier trägst du zu jeder Übesession ein, was du wie und wie lange geübt hast.
Zusätzlich wie gut es geklappt hat und wie es sich für dich angefühlt hat.
So ein Büchlein kriegst du in jedem Schreibwarenhandel. Meins ist in DinA 5 Format und kariert. Es ist aber reine Geschmackssache wie groß es sein soll und ob du es lieber kariert oder liniert haben willst. Wichtig ist nur, dass du es beim Üben immer dabei hast.
Was du davon hast, ein Übetagebuch zu führen
Wenn du wirklich gründlich Protokoll führst, weißt du immer was du als letztes geübt hast und kannst entsprechend entscheiden welche Übungen du als nächstes angehst. So kannst du dich Schritt für Schritt, Tag für Tag deinem Ziel immer weiter annähern.
Ein Instrument zu üben ist ein bischen wie Bodybuilding. Du erreichst dein Ziel nicht an einem Tag, du musst konsequent, kontinuierlich und strukturiert daran arbeiten.
Auf die Art kannst du es tatsächlich schaffen so virtuos zu werden wie deine Vorbilder (Marcus Miller, Flea, Victor Wooten etc…“hier deinen Lieblingsbassisten einfügen“).
Wenn du nur unstrukturiert irgendwie rumübst, kommst du zwar auch auf ein gewisses Level, aber eben nicht weiter!
Das ist der Grund warum Leistungssportler genau das Gleiche machen. Sie führen Protokoll über ihre leistungstechnichen Fortschritte.
Willst du zum Beispiel ein schwieriges Riff lernen, das dir einfach noch 20 bpm zu schnell ist, kannst du mit deinem Tagebuch kontinuierlich die Geschwindigkeit hochschrauben, jeden Tag ein kleines bischen mehr als am Vortag. Vielleicht 1 bpm pro Tag, vielleicht auch nur 1 bpm pro Woche, völlig egal!
Tatsache ist: du wirst dein Ziel erreichen. Und zwar indem du mithilfe deines Tagebuchs ganz langsam aber sicher in die richtige Richtung gehst.
Schön dabei ist, dass du dir deine gemachten Fortschritte immer wieder vor Augen führen kannst. Es motiviert ungemein, wenn du siehst, wo du vor vier Wochen, drei Monaten oder einem Jahr noch warst und wie du dich verbessert hast.
Das kannst du nutzen um dich in eine Aufwärtsspirale zu katapultieren. Du bist motiviert, weil du besser wirst und du wirst besser, weil du motiviert bist.
So beginnst du dein Übetagebuch
Ich möchte dir gerne meine Herangehensweise ans Übetagebuch zeigen:
- Definiere deine Ziele
Um einen Weg konstanter Weiterentwicklung gehen zu können, brauchst du zuerst ein Ziel wo du hin willst. Teile dieses Ziel in mehrere Bereiche ein. So kannst du dir zum Beispiel jeweils Rhythmik, Tonleitern, Griffbrettnavigation und Gehörbildung vornehmen. - Suche dir Übungen, die dich in zum Ziel führen
Du brauchst einen Fahrplan um dahin zu kommen wo du hinwillst. Ziele sind schön und gut, ohne konkreten Plan aber nichts wert. Dafür sind individuelle, zielgerichtete Übungen nötig, die an deinem momentanen Stand ansetzen. Am besten ist es diese mit einem professionellen Basslehrer zu erarbeiten. - Führe Protokoll
Trage täglich in deinem Übetagebuch ein,
-was du geübt hast
-wie lange du es geübt hast
-bei welcher Geschwindigkeit
-wie es geklappt hat
-wie du morgen weiterüben willst/wie die Übung angepasst werden muss - Bleib dran!
Die wichtigste Bedingung für zügiges Vorwärtskommen ist, dass du dranbleibst. Dass du wirklich regelmäßig, wenn möglich täglich, an der Erreichung deines Ziels arbeitest. Sieh zu, dass deine Kontinuität nicht einknickt. Wenn du nämlich erst einmal raus bist, ist es umso schwieriger wieder in deine Routine einzufinden.
Führst du schon ein Übetagebuch? Was sind deine Schwierigkeiten dabei konstante Fortschritte zu verzeichnen oder wie hast du sie gelöst? Hinterlasse einen Kommentar unter dem Artikel.
Einfach machen,
Edit: In einem späteren Artikel gebe ich dir einen konkreten Plan, wie du deinen eigenen Übeplan erstellst. Wenn es dir ernst damit ist, lies den Artikel hier.
Hi Denis – erst mal Toll !!! – danke für Dein Coaching .. für Deinen Idealismus.
Der neue Start in die Disziplin ist das was ich jetzt wirklich brauche .. ich habe jahrelang sehr konsequent am bassspiel gaerbeitet … oft um 5 morgens raus um 1 stunde vor der arbeit ruhe dazu zu haben – aber seit einigen monaten ist vieles im umbruch – umzug, neuer job , neue beziehung, neues zusammenleben, wohnung ausbauen .. und es ist sehr schwer wieder in eine routine zu finden. das macht mich zeitweise sehr unzufrieden und knurrig – ich brauche einen festen platz – eine feste zeit – ein übungstagebuch .. und jetzt habe ich sogar einen coach!
Jedenfalls habe ich jetzt eine super – gelegenheit zum Neueinstieg, und die will ich nutzen. – Danke !
Freut mich, dir helfen zu können Alex. Was die Unzufriedenheit angeht, denk dran: Alles hat seine Zeit. Wenn grad ein großer Umbruch stattfindet, darfst du dich auch erstmal ein Stück zurück nehmen um später mit Anlauf weiter zu machen.
Hi Denis
Danke für den ersten Tipp, habe mein Übetagebuch bereits angelegt. Da ich nur so für mich übe oder Songs versuche nachzuspielen, habe ich so eine Methode nie angewendet. Mit was soll ich beginnen? Ziel ist Funk, Smooth Jazz, Acid Jazz, Blues. Im Moment höre ich oft die Band Four80East (für mich alles drin, cooler Sound)
Gruss und bis bald Franky
Hey Franky, das finde ich cool!
Womit anfangen… Das kann ich dir auf die Entfernung und ohne dich zu kennen leider nicht sagen.
Ich denke ein guter Schritt in die richtige Richtung wäre es, eine Probestunde bei einem guten Basslehrer zu nehmen und mit ihm zu besprechen ob und inwiefern er dir auf deinem Weg helfen kann. Die erste Probestunde ist völlig unverbindlich und meist umsonst.
Hi Denis,
manchmal kommt man auf die „einfachsten“ Sachen nicht – sehr gute Idee mit dem Übungstagebuch. Jetzt hat das Notiz-Werbebuch meiner Firma eine sehr gute Verwendung, wie dafür gemacht. 🙂
Für mich ein sehr guter Artikel. Hilfreich vor allem.
Ich übe zu Zeit sehr viel mit Tonleitern und Arpeggios und versuch mich mit der Tonleiternavi (Intervalle etc.) Habe verschieden Bassbücher, wo ich mir Info´s rausgreife und die mit meinem Basslehrer bequatsche.
Also alle Finger voll zu tun. 🙂 Deswegen ist eine Struktur gar nicht mal so schlecht.
Was mir aber allerdings im Artikel fehlt oder nicht angeschnitten wurde ist so eine Art Zeitvorgabe. Ich sitz schon fast allein 1 Stunde nur an den Standardsachen und habe mich noch nicht mal mit den eigenen Sachen beschäftigt. Mir ist auch klar, dass man keine genaue Zeitvorgaben machen kann, aber hast du da einen Tipp? So ein bißchen Zeitdruck fördert ja auch die Diziplin denke ich. Danke schon mal im Voraus.
So, dann bin ich mal auf Deine nächsten Beiträge gespannt, ich lese die gern.
Bassige Grüße, Steff
Achso, habe mich vielleicht ein bißchen blöd ausgedrückt, mit Zeitvorgaben meinte ich 1/2 Stunden Tonleitern, 3/4 Arpeggios etc.? Wie sind Deine Erfahrungen? Danke
Hey Steff,
Schön, dass du das Prinzip gleich umsetzt!
Was du genau wie lange üben solltest, ist schwer so pauschal und auf die Entfernung zu beantworten. Das kommt auch darauf an, wieviel du bereit bist zu üben.
Ich selbst würde eine einzelne technische Übung (Tonleitern, Arpeggios etc…) nicht länger als 10 Minuten am Stück machen. Lieber mehrmals am Tag 10 Minuten, als einmal eine halbe Stunde.
Andere Sachen brauchen schon länger, weil sie mehr Konzentration erfordern und man sich erstmal reinfuchsen muss. So zum Beispiel musiktheoretische Sachen. Hier würde ich sagen, üb das nicht länger, als deine Konzentration mitmacht.
Sobald dir die Noten vor den Augen verschwimmen, machts keinen Sinn mehr. Dann mach lieber eine Pause und setz dich später nochmal ran.
Wie Stille zur Musik gehört, so gehören auch Pausen zum Üben und machen es deutlich effektiver.
Ich hoffe, ich konnte dir ein Stück weit helfen.
Einfach machen,
Denis
Ah, ok. Hast mir schon weitergeholfen. Danke.
Hallo Denis!
So simpel…aber auch so gut ;o) Manchmal denkt man nicht an die Dinge, die so simpel sind. Danke für die Idee. Werde mir auch ein Übungsbuch anlegen. Hst du ggf. noch etwas Input hierfür? Z.B. Fingerübungen etc? Danke vorab und bässte Grüße
Tobi
Hallo Denis!
So simpel…aber auch so gut ;o) Manchmal denkt man nicht an die Dinge, die so simpel sind. Danke für die Idee. Werde mir auch ein Übungsbuch anlegen. Hast du ggf. noch etwas Input hierfür? Z.B. Fingerübungen etc? Danke vorab und bässte Grüße
Tobi
Hey Tobias,
Freut mich, wenn es dir hilft. Spezifische Übungen auf meiner Seite unterzubringen, war bis jetzt nicht geplant. Ich merke aber nach und nach, dass es sinnvoll wäre.
Ich werde da mal in mich gehen.
Danke für die Anregung.
Schöne Grüße
Hi Denis,
besonders das mit der Kontinuität kann ich nur bestätigen. Besser 5 Tage die Woche 20 Minuten üben, als einmal am Samstag 3 Stunden.
Ich hab zeitweise einen richtigen Stundenplan gemacht. 20 Minuten Rhythmik, 20 Minuten Tonleitern etc. Und wenn man das dann noch auf ein Ziel ausrichtet, kommt man Schritt für Schritt voran.
Aber….. Die Fortschritte spürt man oft selbst nicht so schnell. Meist befindet man sich in der Entwicklung auf einem Plateau und nur ab und zu hat man das Gefühl einen Entwicklungssprung gemacht zu haben. Um so fortgeschrittener man ist, um so länger das Plateau. Das ist normal und man sollte sich dadurch nicht verunsichern lassen.
Herzlichen Gruß
Bernhard
Hey Bernhard,
Danke für den Zusatz. Ja, diese Plateaus gibt es und sie können echt frustrierend sein. Da ist es wichtig dranzubleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Fortschritte macht man trotzdem, sie laufen nur im Hintergrund ab. Irgendwann platzt dann der Knoten und man denkt: „Wow, wieso kann ich das denn jetzt auf einmal?!“
Schöne Grüße,
Denis
Hallo Dennis Ich habe auch ein Übetagebuch. Aber ich habe leider keine Zeit mehr zum üben.Freue mich auf Antwort Moni
Wenn du für dein Übetagebuch keine Zeit hast, dann würde es bestimmt Sinn machen, das auf deine Lebensumstände nzupassen. Lieber fünf Minuten am Tag, die du auch tatsächlich schaffst, als einen ambitionierten Plan, der nie klappt.
Hi Moni,
für mich gibt es nichts Besseres, als nach einem noch so stressigen, manchmal auch frustrierendem Arbeitstag meinen Jazzbass in die Hand zu nehmen und mich 10 Minuten frei zu spielen vom Allem da draussen. Oft spiele ich dann zu einem Song der freies, kreatives Begleiten zulässt und Spass macht, bei mir ist das zb der gute alte „Hurricane“ von Dylan. Dann kommt bei mir der Bock, später mehr zu machen, also strukturiert zu üben, so gut wie von allein. Das mit dem Übetagebuch versuche ich mal, wenn ich von meiner Afrika-Reise zurück bin.
Viel Spass!
Hi Klaus,
das ist ein guter Ansatz. Den werd ich mir mal merken!
Hallo Dennis Danke für Deine Antwort.Aber ich bin nach der Arbeit kaputt durch den ganzen Stresß .Da möchte ich dann nicht mehr üben.Freue mich auf Antwort Moni
Hi Moni,
Das verstehe ich. Hast du schonmal überlegt vor der Arbeit zu üben?
Schöne Grüße