„Meistens war es doch wahrscheinlich so, dass der schlechteste Gitarrist zum Bassisten umfunktioniert wurde“
Aaaaaargghhhhhh!
Vor einen paar Tagen habe ich eine Frage auf Facebook gepostet, deren Antworten mir die Tränen in die Augen trieben. Ich habe gefragt, was das frustrierendste Erlebnis ist, das meine Leser im Bassunterricht gemacht haben. Ich wollte brutal und ungeschönt die fiesesten Geschichten wissen.
Manche Antworten, die ich bekommen habe, haben mich echt traurig gemacht, andere brachten mich dazu jemandem an die Gurgel springen zu wollen und viele Sachen, die ich gelesen habe, sind mir so oder ähnlich selbst schon passiert.
Im Ernst, ich hab Geschichten erlebt, die du echt nicht für möglich hältst!
Das Schärfste war eigentlich das hier:
Als ich Anfang 20 war, habe ich mich dazu entschieden, das Bass spielen wirklich ernsthaft zu betreiben. Ich wollte der beste Bassist werden, der ich konnte und fing an mich nach Unterricht umzuschauen. Damals in Köln hatte ich eine ziemliche Auswahl. Ich hab mich dann für die Musikschule mit der schicksten Internetpräsenz entschieden. Probetermin vereinbart, soweit so gut.
Mein erster Bassunterricht war ein ganz schön großer Schritt für mich, mein Lehrer war allerdings nicht ganz so ernsthaft bei der Sache wie ich. Ich war noch ziemlicher Anfänger und echt aufgeregt, als er mich an der Tür der Musikschule begrüßte.
Für mich war es einfach total beeindruckend jemanden vor mir zu haben, der mir mal so richtig gründlich und umfassend zeigen würde, wie das alles geht! So die Theorie.
Wir haben uns also die Hände geschüttelt, ein Lächeln und ein freundliches Hallo ausgetauscht und uns in den Unterrichtsraum gesetzt. Da haben wir unsere Taschen geöffnet, ich meinen Bass rausgeholt und er seine… Gitarre!!!
Im Ernst?! Ich buche eine Probestunde für den Bass und die schicken mir einen Gitarrenlehrer?! Ich hab mich so dermaßen verarscht gefühlt!
Dass er mir nicht viel zeigen konnte, wurde schnell klar. Ich war zwar noch nicht so mega lange dabei, dafür war ich ein echter Bassist und kein gescheiterter Gitarrist.
Es ist scheinbar gängige Praxis, Bassschülern Gitarristen als Lehrer vorzusetzen. Ich bin nämlich nicht der einzige, der das erlebt hat:
Er merkte selbst schnell, dass er mir nichts beibringen konnte und empfahl mir seinen Kollegen, der „ein echter Bassist“ war. Wow. Als ob mich das jetzt beeindrucken sollte einen „eeeechten Bassisten“ als Basslehrer zu haben. Vollhorst.
Na gut. Ich wollte halt immernoch ein geiler Bassist werden. Ich hab also einen Termin mit seinem Kollegen gemacht und ihn in seinem Homestudio getroffen.
[Anmerkung: Jetzt, in dem Moment, wo ich das schreibe, kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln. Das war so dermaßen absurd sag ich dir…]
Ich kam also zu ihm nach Hause und es war auch alles cool soweit. Sein Wohnzimmer war zu einem kleinen Homestudio umfunktioniert, die Regale voller Musiklernbücher und er hatte sogar einen echten Bass da. (Wow!)
Wir setzten uns also hin und redeten erstmal.
Bzw. er redete.
Er erzählte mir von seiner Band und was er mir alles beibringen könnte, zeigte mir Songs von seiner Band, drehte sich nebenher, ganz beiläufig, einen Joint und machte ihn sich an.
Klar, wieso auch nicht. Ist ja nicht so, dass man zum Unterrichten sein Gehirn braucht. Oder was?
Nachdem er ein paar tiefe Züge genommen hatte, holte er ein Notenbuch raus, um mir eine Übung zu zeigen. Er legte es auf den Notenständer, nahm sich seinen Bass und versuchte mir eine Übung vorzuspielen.
Ich weiß nicht, ob es am Kiffen lag oder ob er insgesamt nicht so der Kracher war, wie ich gehofft hatte. Er schaffte es jedenfalls nicht, mir die Übung flüssig vorzuspielen.
Immer wieder verhaspelte er sich im Rhythmus, musste neu ansetzen und hatte seine Finger scheinbar gar nicht richtig unter Kontrolle. Nicht das, was ich von einem Basslehrer erwartete.
Peinlich berührt, zeigte er mir daraufhin all seine Bass Bücher und erzählte mir, worauf man im Unterricht alles eingehen könnte usw. bla bla (ich hatte längst abgeschaltet). Ich bedankte mich ganz freundlich und sagte, dass ich mich melden würde. Was ich natürlich niemals gemacht habe.
Als ich die Kommentare auf Facebook gelesen habe, hab ich gemerkt, dass ich damit in keinster Weise alleine bin. Viele haben, wie ich, einen Gitarrenlehrer vor die Nase gesetzt bekommen oder jemanden, der ihnen einfach nichts beibringen konnte.
Andere haben jemanden abbekommen, der nicht vorbereitet war und kein Konzept oder einfach keinen Bock hatte.
Wieder Andere hatten einen Lehrer, der schlicht kein guter Lehrer war, Ambitionen hin oder her. Leider reicht es nämlich nicht, ein guter Bassist zu sein. Das ist zwar Voraussetzung. Gut lehren zu können erfordert aber noch ein paar ganz andere Sachen.
Die Erlebnisse haben mich so frustriert, dass ich mir eine ganze Weile keinen Lehrer mehr gesucht habe. Wenn die Beiden schon so furchtbar waren, dann liegt es doch nah, dass alle Anderen auch so sind oder? Also hab ich versucht alleine weiter zu machen, womit mein Problem nicht gelöst war.
Ein großer Teil der Leute, die früh von einem Lehrer enttäuscht wurden, haben sich nie mehr einen Lehrer gesucht!
Ich lerne immer wieder Bassisten kennen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich und daraufhin absolut demotiviert waren, weiterzumachen.
Viele meiner Schüler hatten genau aus dem Grund seit Ewigkeiten keinen Unterricht, bevor sie zu mir kamen. Und das auch nur, weil sie hier auf meiner Seite gesehen haben, dass es auch Leute gibt, die 1. wissen wovon sie reden 2. ein klares Konzept haben und 3. ernst nehmen, was sie tun und es nicht nur „so nebenbei zum Geld verdienen“ betreiben.
Ich schreibe das nicht um anzugeben, aber ich nehme das Unterrichten (und damit alles, was du hier auf meiner Seite findest) ernst wie kaum was Anderes.
Ich bin Bassist, ich liebe es auf der Bühne zu stehen und im Studio Sachen einzuspielen. Aber hier und vor allem bin ich Basslehrer.
Ich will anderen Bassisten helfen eigene Basslinien zu schreiben, frei und spontan zu improvisieren und insgesamt einfach geiler zu grooven.
Für den Beruf habe ich mich entschieden.
Absichtlich.
Ich arbeite dauernd daran meinen Unterricht zu verbessern. Ich gebe meinen Schülern die besten Übungen um ihre Ziele zu erreichen und erarbeite Strategien, mit denen sie regelmäßig effektiv üben, auch wenn sie es vorher aus verschiedenen Gründen nicht geschafft haben.
Ich investiere eine Menge Zeit (10+ Stunden pro Woche) und Geld (in 2016 weit über 2000€) in meine eigene Ausbildung, um meinen Schülern (und meinen Lesern: dir!) noch besser helfen zu können. Ich will einen echten Unterschied machen und jeden, der mit mir arbeitet, effektiv voranbringen, statt nur easypeasy ein bisschen was dazuzuverdienen.
Und genau das ist der Grund, warum ich durch den Computer springen und andere Basslehrer erwürgen will.
Verdammt nochmal Leute!
Als Musiklehrer arbeiten wir mit den Träumen von Menschen. Wir tragen Verantwortung!
Wenn jemand aufgrund unseres beschissenen Unterrichts aufhört Stunden zu nehmen oder sogar gar nicht mehr spielt, gehört uns das Abzeichen von der Schulter gerissen! Wir gehören unehrenhaft entlassen und geteert und gefedert durch die Stadt getrieben!
Wir sind dafür da unsere Schüler zu motivieren, zu inspirieren!
Am Ende hängt von unserer Arbeit die ganze deutsche Musikerszene ab. Und noch viel wichtiger: Der Spaß, den unsere Schüler an ihrem Instrument und ihrer Musik haben!
Und trotzdem höre ich immer wieder Geschichten von Lehrern, die sich nicht einmal die Mühe machen ihren Schülern vernünftig zuzuhören…
Und das ist der traurige Part, mit dem ich mich an dich als Lernenden wenden will:
Es ist nicht deine Schuld und ich verspreche dir, dass nicht alle so sind. Es gibt ganz ausgezeichnete Basslehrer in Deutschland. Lehrer, die die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Schüler ernst nehmen, die zielführende Konzepte entwerfen, immer perfekt vorbereitet und absolut engagiert sind.
Immerhin habe ich auch positive Kommentare bekommen:
Zwei Sachen können wir aus dem Kommentar lernen.
Erstens: Es gibt auch beschissene Gitarrenlehrer (natürlich gibt es die).
Und zweitens: Es gibt sie, diejenigen, die sich reinklemmen, die ihre Schülern da abholen, wo sie stehen und wissen wie man schwere Sachverhalte einfach rüberbringt. (Ok und jetzt will ich doch angeben: Der Kommentar stammt von einer meiner Schülerinnen.)
Und der Rest?
Nicht vorbereitet, kein Konzept, kein Bock, eigentlich Gitarrist… *facepalm*
Ich hab dir von meiner verkifften Probestunde erzählt und von dem Gitarristen, der mir als Bassist Bass beibringen wollte. Jetzt will ich von dir hören: Was war deine fieseste Erfahrung bezüglich Bassunterricht? Ob mit Privatlehrer, online oder wie auch immer spielt keine Rolle.
Das Kommentarfeld hier unten ist der Platz auf dem du dich endlich mal so richtig auskotzen darfst. Also hau in die Tasten und teile deine schrecklichsten Unterrichtserfahrungen mit uns.
Hau rein,
P.S.: Kannst du einen kiffenden Lehrer in der Probestunde toppen? Das will ich sehen XD!
Moin Denis,
Also ich haben angefangen mir eine Musikschule in Köln zu suchen die effektiv unterrichten,
gut gesagt getan, hab auch eine gefunden war schon ganz aufgeregt wie ich zur ersten probestunde
ging, angekommen wurde ich erst mal dem Lehrer vorgestellt danach Gings in den Unterrichtsraum,
war erst mal überrascht da gab es keine Bass Verstärker nee da standen nur Keyboards rum, der
Lehrer sagte zu mir na ja ich werde Dir erst mal die Töne auf dem Keyboard vorspielen ich fragte ihn
das soll doch jetzt ein Witz sein oder, er sagt dazu nur ja doch das geht schon, gut er spielte mir die
Töne vor die ich nachspielen sollte hab auf meinem schönen 5 Seiter Bass Ibanez SDGR angefangen
die Sachen zu spielen, das war alles so langweilig gewesen das ich schon nach 15 Minuten die
Schnauze voll hatte von einer Musikschule die alles unterrichteten, dann kam noch dazu, dass die
Stunde 45 Minuten dauern soll, mein Basslehrer aber auf einmal einen wichtigen Termin hatte und
die Stunde nach 25 Minuten zu Ende war ich war froh und frustriert zu gleich, soll das alles gewesen
sein mit kompetenten Musikschulen ok dacht ich na gut da gehst nicht mehr hin, versuchte weiter
allein zu Üben was auch einigermaßen gut klappte bis zu einem Punkt wo ich meinte es klingt alles
ziemlich gleich nur der Groov war jedes Mal anders fand ich zwar gut aber brachte mich auch nicht
weiter, habe den Bass erst mal lange Zeit in die Ecke gestellt und nichts mehr gemacht, bis ich
irgendwann wieder Bock auf Bass hatte habe mir Videos bei Youtube reingezogen und wieder
angefangen zu üben was riesen Spaß machte, was ich auch eine lange Zeit gemacht habe und mir
meine eigenen Bassläufe entwickelte, Jetzt spiele ich seit 2 Jahren in einer Band und wir nur eigene Songs
schreiben ich mein Bassspiel voll einbringen kann und es auch richtig Spaß macht, aber eins kann ich
immer noch nicht das ist richtig Slappen, da muss ich noch dranbleiben und einige Stunden üben.
So das war es erst mal hier von mir, Bis dem nächst mal
Gruß Wolfgang
Danke für deine Story Wolfgang. Oh Mann, echt schräg.
Hey Denis, chill mal. Wahrscheinlich war der Typ einfach ein saugeiler Reggae-Bassist. Groove ist auch eine Frage der Haltung 😉
Mit Sicherheit 😉
Also ich stand mal vor `ner Basslehrertür und es hat keiner aufgemacht, weil der Basslehrer den Termin komplett vergessen hatte. War aber sicher keine böse Absicht und solange das nicht ständig passiert….
Denis du könntest auch mal nach den lustigsten Begebenheiten fragen..da fällt mir sicher auch was zu ein…
Hey Ulli,
Ok, das nehme ich öffentlich auf meine Kappe!
Na erzähl doch mal. Was war denn dein lustigstes Erlebnis?
Hi Denis,
kein Kommentar von mir, eher eine Frage. Bietest du auch Kurse über die Ferne (digital) an?
Ich möchte Bass lernen und mir nichts falsches angewöhnen. Gibt es die Möglichkeit, mittels kurze Clips eine Übungseinheit zu bekommen und daran immer weiter zu arbeiten? Natürlich gegen Bezahlung….
Lieben Gruß,
Yvonne
Hi Yvonne,
im Moment kann ich leider keine Einzelschüler aufnehmen. Wenn du dich aber in meinen Newsletter einträgst, gebe ich dir bescheid, wenn es was Neues gibt.
Schöne Grüße,
Denis